Kraft in der Merkmalstheorie

„Im Folgenden wird die merkmalstheoretische Position der Kraft untersucht. Dazu werde ich die Merkmalstheorie entscheidend präcisieren und somit nicht nur unser Verständnis der Matrices und ihrer Merkmale vertiefen, sondern auch das Feld für einen neuen Zweig metamagischer Forschung bereiten. Meine These lautet: Kraft ist entgegen der herkömmlichen Auffassung der Merkmalstheorie kein eigenständiges Merkmal, sondern vielmehr ein merkmal-congruent strukturierter Annexus, ein metamagischer Lückenfüller, der Aspekte des Matrixkerns verstärkt, in der Regel den specifischen Fluxus astraler Energie, gelegentlich aber auch die astrale Substanciation. Bisher bequemte man sich diese Phänomene merkmalstheoretisch zu integrieren und im Merkmal Kraft zu subsummieren.
Jedoch kann Kraft nicht als eigenständiges Merkmal bezeichnet werden. Es fehlen ihm insbesondere zwei Criterien: Umkehrbarkeit, also die Existenz einer entsprechenden Contraria, und Vollständigkeit, die Existenz einer wirkmächtigen Thesis, die ausschließlich durch das betreffende Merkmal strukturiert ist. Aufgrund der intensiven Merkmalsforschung der letzten Jahrzehnte ist uns ein breiter Kanon antimagischer Formeln bekannt, doch trotz der mäßig komplexen Struktur des vermeintlichen Merkmals Kraft ist noch kein
Kraft bannen hergeleitet worden. Warum dies auch nicht in Zukunft der Fall sein wird, ist Kern meiner Argumentation. Für die Vollständigkeit eines Merkmals finden wir in den gängigen Felder der Zauberei zahlreiche Beispiele. Der Matrixkern des Attributo ist elegant aus den Merkmalsbestimmungen der Mutanda minor strukturiert. Ebenso finden sich der Sensibar in der Magica Clarobservantia, der Auris Nasus in der Phantasmagorie, der Flim Flam bei der Manipulation der Umwelt und auch der komplexe Reversalis im Bereich der Metamagie beweist die Vollständigkeit seines Merkmals. Für die Kraft ist kein solcher Zauber bekannt, sie ist als vermeintliches Merkmal weder vollständig noch umkehrbar, mithin nicht eigenständig.
In Zukunft sollte sich das Studium der Kraft also von seiner merkmalstheoretischen Einbettung lösen und die Aufmerksamkeit auf den Matrixkern lenken. Wie kann der astrale Fluss optimiert werden? Und inwieweit ist es möglich, durch die Substanciation der Kraft Zauberwirkungen effektiv zu verstärken oder gar die Gestalt einzelner Zauber zu verändern, wie es bisher noch gar nicht erwogen werden konnte?“

– Aus einem Vortrag des ambitionierten Adeptus Tyrael von Methumis, 1028 BF

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